Reisebericht südliches Neuseeland – Queenstown & Otago
Mit den Catlins im Rücken jagen wir unseren Sprinter nach Norden, Richtung Queenstown. Eine Stadt als Inbegriff für Extremsportler und Adrenalinjunkies, wunderbar gelegen zwischen Bergen und dem Wakatipu See. Ein Paradies zum Wandern und Mountainbiken, für alle Arten von abgedrehten Aktivitäten und natürlich zum Fotografieren. Vor allem letzteres war der Grund für unsere konstant hohe Geschwindigkeit mit der wir den Highway 6 entlang preschten. Wir waren spät dran und die Fahrt sollte einige Zeit in Anspruch nehmen.
Wir hätten natürlich früher losfahren können, aber eine große Rinderherde hat durch ihre Stehblockade unseren Vormittagsausflug zum Slope Point deutlich verzögert. Der Slope Point ist der südlichste Fleck der Südinsel Neuseelands und der wollte einfach noch besucht werden. Nichtsdestotrotz musste ich selbstverständlich zum Abendlicht noch auf irgendeinen Berg klettern, um fotografieren zu können. Doch als wir Queenstown endlich erreicht haben, erwartete uns erstmal jede Menge Stau. Es stellte sich heraus, dass dort am Wochenende ein Motorradevent stattfinden sollte und dadurch erstmal alles dicht war.
Queenstown Hill
Die Zeit verflog und wir standen im Stau – es musste umgeplant werden. Statt dem eigentlich anvisiertem “Ben Lomond” sollte es daher heute nur auf den Queenstown Hill gehen, der als Ausflugsziel schneller zu erreichen war.
Natürlich könnte man hier den Großteil der Strecke mit einer Seilbahn zurücklegen, aber das wäre ja lächerlich. Außerdem bezahlt man dafür 35 Dollar, das sehe ich nicht ein ;-). Gesagt getan, waren wir schon kurze Zeit später auf dem Weg nach oben. Ein Pfad führt teilweise parallel zu einem Mountainbike Flowtrail den Berg hinauf und quasi ohne Unterbrechung durch Nadelwald. Kuriosität des Aufstiegs: Während wir Stufe für Stufe hoch wanderten, schoss ein junger Mann am Drahtseil in 10m Höhe hängend mit irrwitzigem Tempo den Berg hinunter – kopfüber!
Einige Zeit später passierten wir eine Bergstation sowie eine “Startbahn” für Gleitschirmflieger und erreichten wenige Höhenmeter später meinen Fotospot. Wir machten ein paar Panoramafotos, während sich die Sonne langsam hinter den Bergen und schließlich hinterm Horizont versteckte. Das Abendrot war an diesem Tag weniger spektakulär als erhofft, weil sich im letzten Moment noch eine dicke Wolke vor die Sonne schob. Anschließend machten wir uns bewaffnet mit Stirnlampen an den Abstieg durch den dunklen Wald.
Auf halber Strecke machte noch ein im Baum hängendes Possum auf sich aufmerksam: Ein Jäger, der zur Fellzucht in Neuseeland eingeschleppt wurde und dessen Verbreitung außer Kontrolle geriet. Die Tiere fressen leider die zum Großteil wehrlosen, neuseeländischen Vögel und haben sich damit zu einer ziemlichen Bedrohung entwickelt.
Glenorchy
Nachdem wir zum Wandern auf dem Routeburn Track unterwegs waren, verbrachten wir noch einige Tage rund um Glenorchy, am oberen Ende des Lake Wakatipu. Von hier aus starteten wir einige kleinere Wanderungen in der Gegend um “Paradise” und den Diamond Lake. Die dortige Landschaft ist mit ihren Bergen und Wäldern bekannt als Drehort für Isengart in Herr der Ringe. Wobei ich an dem ein oder anderen Ort eher einen Eindruck vom Auenland bekommen habe.
Unerwarteter Besuch von einem Falken bekamen wir während einer Mittagspause auf einer abgelegenen Wiese. Während wir in unseren Campingstühlen die Sonne genossen, nutzte der Raubvogel unseren Sprinter als Beobachtungsplattform, um zu jagen. Nur kurze Zeit später flog er noch drei Meter weiter und schnappte sich unweit neben uns eine Feldmaus, erlegte sie und flog mit ihr zu seinem Nest. Sekunden danach kam er zurück und setze sich wieder frech auf unserem Camper. Ich ging rein, um meine Kamera zu holen, als er vor mir am Fenster vorbei in die Wiese stürzte, um sich gleich die nächste quiekende Maus zu schnappen – Mahlzeit.
Als wir schließlich eines meiner Wunsch ToDos – Besteigen den Mount Alfred – angehen wollten, mussten wir leider schon nach kurzer Zeit umkehren. Der dortige Nadelwald wurde durch einen Sturm erst wenige Wochen zuvor reichlich verwüstet und der sowieso schon schwierige Anstieg war im Abstand von wenigen Metern immer wieder mit großen, umgestürzten Bäumen blockiert. Da wir zeitlich etwas knapp geplant hatten und wir nach Sonnenuntergang diesen Weg auch wieder hätten zurück nehmen müssen, war das ganze leider sinnlos und wir mussten die Wanderung abbrechen.
Das Alternativprogramm war aber auch nicht verkehrt. Wir suchten uns einen gediegenen Stellplatz, kochten uns was gutes zu Essen, schauten ein paar Episoden “Fargo” und gingen nachts raus, um die Milchstraße zu fotografieren.
Kayaking am Lake Wanaka
Es wurde Zeit, von der Glenorchy Gegend Abschied zu nehmen und weiter Richtung Norden zu fahren. Nächster Stop: Wanaka, ein kleines Städtchen mit einer super interessanten Landschaft, die sich vor Queenstown nicht verstecken muss. Wie auch die Saison davor, wählten wir als Route eine absolute Highlightstrecke: die Crown Range Road. Angefangen mit einigen Serpentinen und dann mitten durch eine beige-rot leuchtende Hügellandschaft, eine definitiv sehenswerte Strecke. Und ja, im Regelfall darf man diese Straße mit Mietwagen nicht fahren und ich habe keine Ahnung wieso, aber was soll’s, wir haben es schon drei mal gemacht und keiner hat’s gemerkt (#hihi #YOLO #BABOS).
Grad noch rechtzeitig erreichten wir Wanaka, wo wir uns noch ein Kayak für den nächsten Tag reservieren wollten. Nachdem wir das “Office” (in Form eines Biertischs) des Veranstalters an der Strandpromenade gefunden hatten, war auch das schnell erledigt. Den nächsten Morgen ab 10 Uhr sollte es losgehen. Nach kurzer Einweisung bekamen wir ein Doppelkayak und paddelten entspannt am Ufer des Lake Wanaka entlang. Vorbei am “Lone Tree”, der wie üblich von mindestens einem Dutzend Fotografen belagert war, bis auf Höhe des Roys Peak im Norden.
Die Küste des Lake Wanaka ist gespickt mit kleinen Buchten, schroffen Felsen und das Wasser ist flach und klar; also einfache Konditionen zum Paddeln. In einer der Buchten machten wir eine kurze Pause und stärkten uns mit Bananenbrot, bevor wir auch schon wieder den Rückweg antreten mussten. Nach insgesamt gut vier Stunden für Schultern und Rücken war das eine willkommene Sache.
Rocky Mountain & Diamond Lake
Wir verbrachten noch ein paar Tage am Rocky Mountain westlich von Wanaka. Ein Berg am Rande des “Mount Aspiring National Park”, der seinen Namen durch seine markanten Felsformationen bekam. Hier wanderten wir an einem bewölktem Vormittag noch spontan den Rocky Mountain Summit Track, der vorbei am “Diamond Lake” und über die Spitze des Berges führend einige vielversprechende Ausblicke bieten sollte. Vorausgesetzt, es hängt nicht alles voller Nebel – was natürlich der Fall war, zumindest am Gipfel. Glücklicherweise bekamen wir ein paar hundert Meter nach dem Abstieg doch noch eine gute Sicht Richtung Wanaka und die umliegenden Bergketten. Zufrieden machten wir uns an den Abstieg und brachen mit dem Camper auf Richtung Mount Cook Nationalpark, wo wir die letzten Tage unseres Urlaubs mit einem weiteren Highlight verbringen wollten.
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