Reisebericht südliches Neuseeland – Mt. Cook & Mueller Hut
Den Lindis Pass vor uns, setzten wir unsere Reise von Wanaka Richtung Mount Cook Nationalpark fort. Dort wollten wir den wunderbaren, aber auch einzigen in der näheren Umgebung liegenden White Horse Hill Campingplatz ansteuern. Wie auch schon Ende 2015, gönnte uns die Lindis Pass-Straße aber auch in diesem Jahr keinerlei brauchbares Licht für Fotos. Stattdessen gab es tief hängende Wolken, während wir die beige, grasbewachsene Hügellandschaft durchquerten. Wir machten das Beste draus, indem wir an einem Parkplatz halt machten, uns ein umfangreiches Omelette zubereiteten und schließlich mit toller Aussicht frühstückten. Bevor wir unseren Stellplatz für die nächste Zeit erreichten, machten wir noch einen Stopp beim Besucherzentrum des Nationalparks.
Für den nächsten Tag hatten wir eine Wanderung zur Mueller Hut geplant und hier war der Ort, wo wir unsere Voucher für eine Übernachtung und Wettervorhersagen bekommen konnten. Die Hütte liegt im Mount Cook NP auf 1800m Höhe und bietet neben einem Schlafplatz für die Nacht, einen herausragenden Blick über die angrenzenden Täler und Berge. Eine Wanderung, die quasi nur in die Höhe und nicht in die Länge geht, denn auf kurze Distanz müssen 1200 Höhenmeter überwunden werden. Mit dem Mount Cook, Mount Sefton und dem Mueller Gletscher hat man von hier aber auch einige Attraktionen der Gegend in unmittelbarer Umgebung. Ein absolutes Highlight für uns!
Aufstieg Teil 1 – Sealy Tarns
Am Morgen des Aufstiegs erwarteten uns beim Blick aus dem Fenster vor allem dichte Wolken und Nebel. Widerwillig schlüpften wir in die Regensachen, die wir uns eigentlich gerne erspart hätten. Die Rucksäcke geschultert, machten wir uns voller Motivation an den ersten Teil des Aufstiegs. Nach kurzer Zeit erreichten wir mit „der Treppe“ den Einstieg der Wanderung, die uns zunächst über 1856 Treppenstufen den Berg hinauf zu einem Zwischenstopp – den Sealy Tarns – führte. Dies ist eine überschaubare Ebene am Berg, die mit zwei fotogenen Teichen den Aufstieg zur Mueller Hut in etwa halbiert.
Die Stufen führen steil hinauf und sorgen schon nach wenigen Minuten für einen erhöhten Puls, sodass wir die Regenjacken recht bald wieder ausgezogen hatten und den Weg kurzärmlig fortsetzen. Eine gute Idee, denn durch den raschen Aufstieg ließen wir die tiefhängenden Wolken schon bald unter uns und liefen mehr und mehr in der prallen Sonne, die schnell für einen ordentlichen Temperaturschub sorgte. Nach anderthalb Stunden erreichten wir die Sealy Tarns, wo wir uns eine kleine Pause und einige Snacks gönnten. Die Aussicht war – wie schon nach wenigen Höhenmetern – phänomenal. Der Blick reichte über das Hooker Valley zum Mount Cook und über die steilen Felswände des Mount Sefton.
Aufstieg Teil 2 – Mueller Hut
Die Wanderung führte ab hier über loses Geröll und große Felsen weiter den Berg hinauf. Technisch schwieriger und nicht weniger anstrengend, legten wir bei diesem Anstieg nochmal rund 600 Höhenmeter zurück, bis wir nach weiteren 1,5 Stunden den Bergkamm erreichten. Auch hier wurden wir mit einer hervorragende Kulisse belohnt: am Rande des Mount Sefton bahnte sich der Mueller Gletscher mehrere hundert Meter seinen Weg in Richtung Tal. Lautes Krachen und Knacksen des Eises unterbrach regelmäßig die Stille.
Ab hier waren es noch einige hundert Meter zur Mueller Hut, die rot leuchtend und allein auf einem großen Geröllfeld liegt. Nach der Ankunft meldeten wir uns beim Hüttenwart an und nahmen zwei Kojen in Beschlag. Unseren Schlafplatz teilten wir mit 12 anderen Besuchern – für die anstehende Nacht definitiv eine Herausforderungen in vielerlei Hinsicht. Wir entspannten erstmal eine Runde auf der Sonnenterrasse und nahmen den ein oder anderen Schluck Weißwein aus dem Flachmann.
Die Milchstraße über Mount Cook
Am Abend ging es das erste Mal zum angrenzenden Mount Oliver, von dem man leicht erhöht noch eine bessere Rundumsicht in die Täler hat. Hier gab es keinen Weg mehr, viel mehr kletterte man über große und sehr große Felsen, um an Höhe zu gewinnen. Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir dort Fotospots, um die Berge im Abendlicht fotografieren zu können. Den Mount Cook mit dem Hooker Valley im Blick, konnten wir einige coole Aufnahmen machen, wie die letzten Sonnenstrahlen des Tages die Bergspitzen einfangen und sich der Himmel langsam orange färbt.
Später in der Nacht kehrten wir nach einer kleinen Runde Schlaf in der Hütte zurück, um die Milchstraße zu fotografieren. Bewaffnet mit Schlafsäcken und Snacks, waren wir zumindest gegen Kälte und Hungergefühl bestens vorbereitet. Mit dem Himmel hatten wir großes Glück, nicht eine Wolke versperrte uns die Sicht auf die Sterne. Warm eingepackt verbrachten wir mindestens zwei Stunden mit Blick auf die Milchstraße, die mit ihrem galaktischen Zentrum direkt über den Bergen aufging. Für ein paar Stunden Schlaf gingen wir anschließend zurück in die Hütte. Völlig unvorbereitet liefen wir beim Betreten des Schlafraums gegen eine Wand aus mollig warmer, übel riechender und sauerstoffarmer Luft – die Freude auf Nachtruhe stieg schlagartig an.
Nebst einem Dutzend schlafender Geschöpfe krochen wir in unsere Betten und versuchten, ein bisschen zur Ruhe zu kommen. Nicht zuletzt wegen meinem laut schnarchendem Bettnachbarn, fiel es mir aber schwer in den Schlaf zu finden.
Der Morgen graut
Möglicherweise war es aber auch ein bisschen die Vorfreude, denn schon um 4 Uhr morgens krabbelten wir wieder raus. Mit Sack und Pack zog es uns ein letztes mal zu Mount Oliver und unseren Foto-Locations hoch. Es war noch immer stockdunkel und so konnten wir noch ein paar mehr Bilder der Milchstraße machen, die sich bereits ein gutes Stück weiter, bis zu Mount Cook gedreht hatte. Eine einmalige Konstellation für ein Foto. In eisiger Kälte, aber froh der stickigen Luft entkommen zu sein, sahen wir bald darauf das erste Morgenlicht über die Berge strahlen.
Die folgenden Stunden machten wir uns an den Abstieg, der nicht umbedingt weniger anstrengend als der Aufstieg war. Vor allem die kurze Nacht sorgte bei mir für Unkonzentriertheit und den ein oder anderen Stolperer. Aber auch das tat der tollen Wanderung und der Übernachtung an der Mueller Hut keinen Abbruch.
Über Tekapo zurück nach Christchurch
Mit dem Abschluss der Wanderung zur Mueller Hut keimte dann leider auch ein bisschen Abschiedsstimmung auf. Nur noch drei Tage lagen vor uns, bevor wir in Christchurch unseren Flug zurück nach Deutschland nehmen mussten. Auf dem Weg dorthin machten wir noch Stopp in Tekapo, wo uns Studenten am Mount John Observatory das Südliche Himmelsbild und seine Besonderheiten zeigten. Auf unserer Fahrt nach Christchurch gerieten wir schon morgens etwas unter Zeitdruck. Wir hatten nicht nur eine lange Fahrt vor uns, sondern mussten auch noch eine passende Waschstraße für unseren Camper finden. Dies gestaltete sich zunehmend schwierig und bald wurde die Zeit sehr knapp und die Nerven gereizt. Als wir den Job schließlich doch erledigt hatten und mit funkelnd-blitzendem Sprinter den Vermieter erreichten, standen wir schließlich vor verschlossenen Toren.
Das Büro hatte offenbar längst geschlossen und das Gelände war schon abgesperrt – wir hatten nicht an die Öffnungszeiten gedacht. Nur einer großen Portion Glück und dem Wohlwollen einer zufällig anwesenden Mitarbeiterin war zu verdanken, dass wir unsere Karre an diesem Tag noch adäquat losgeworden sind. In einer Blitzaktion räumten wir die Schränke leer, schleppten taschenweise Zeug raus und fegten in Rekordzeit noch den Boden aus. Wir übergaben den Schlüssel, bedankten uns 1000 Mal und bestellten ein Taxi zum Flughafen.
Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, machten wir uns über den Weißwein her, den wir soeben noch aus dem Kühlschrank gerettet hatten und feierten damit angemessen den Abschluss einer verdammt coolen Reise nach Neuseeland.
Eine tolle Reise!!!