Reisebericht Australien – Lady Elliot Island
Ausgehend von Brisbane, erreichten wir nach zwei Tagen Roadtrip entlang der Golden Coast unseren Zielort Harvey Bay. Die Hafenstadt liegt etwa 300km nördlich von Brisbane und damit an den südlichen Ausläufen des Great Barrier Reef. Schon seit Jahren hatten wir als Gelegenheits-Taucher den Traum, hier das weltgrößte Korallenriff zu bereisen und schnorcheln zu können.
Um das verwirklichen zu können, hatten wir im vornherein zwei Möglichkeiten: Mit einer Tauch-Safari mehrere Tage auf die offene See, oder ein mehrtägiger Aufenthalt auf einer der vielen kleinen Inseln des Riffs. Tagesausflüge vom Festland sind keine Option, da die lebendigen Korallen inzwischen weit von der Küste entfernt liegen. Wir haben uns schließlich für die zweite Option entschieden. Das ist zwar die superteure Variante, aber ein paar Tage auf der Insel sind sicher entspannter, als die Zeit auf engen Raum mit den gleichen Leuten eines Safari-Boots.
Also buchten wir uns für vier Tage auf Lady Elliot Island ein, eine kleine Insel vor der australischen Küste. In dem privaten Resort gibt es nur eine Hand voll Hütten für Besucher, ein kleines Rollfeld mitten durch und ein paar Gebäude für den Betreiber. Außerdem gibt es tausende Vögel, die den Ort zur Fortpflanzung und dem Aufziehen des Nachwuchs nutzen. Mit einer kleinen Propellermaschine und 10 Passagieren machten wir uns schließlich auf den Weg von Harvey Bay zur Lady Elliot Island.
Ankunft auf Lady Elliot Island
Dort angekommen, gab es vom Resort-Leiter zunächst eine kleine Einführung: wie überquert man das Rollfeld, wo gibt’s Essen, wo sind die Duschräume… und das wichtigste: wo lang geht’s zum Schnorcheln und Tauchen!?
Im Norden bietet die Insel Sandstrand und eine große Lagune zum Schnorcheln. Zur Flut beträgt hier die Wassertiefe kaum mehr als drei meter, es gibt kaum Strömung und zeitweise ist das Wasser so warm, dass man nicht mal einen Neoprenanzug braucht. Genau wie die Korallen, ist auch die Tierwelt hier wahnsinnig vielfältig. Aquariumtauchen mit kleinen Fischen ist genauso an der Tagesordnung wie die Begegnung mit größeren Meeresbewohnern wie Schildkröten, Rochen und Haien.
Der Süden der Insel ist dann schon eher Schnorcheln für Fortgeschrittene: Statt einer Lagune gibt es hier Wassertiefen von bis zu 30m und eine Strömung, die einen schon ordentlich von Ost nach West oder umgekehrt treiben kann. Hier gibt es kaum Riff und auch weniger die kleinen Fische, dafür aber Großfisch vom feinsten. Nach der Orientierung zischten wir noch einen Begrüßungscocktail und bezogen anschließend unser Quartier.
Draußen, im sonnigen Außenbereich, machten wir schnell eine flauschige Entdeckung: Eine kleine Zügelseeschwalbe, in graue Daune gepackt war erst wenige Tage vor unserer Ankunft geschlüpft. Stets von einem Elternteil bewacht, saß es ununterbrochen leise piepsend im Schatten unserer „Eco Cabine“. Abwechseln kamen die Vogeleltern mehrfach täglich mit vollen Mägen zur Fütterung zu ihrem Nachwuchs zurück. Auf dem Speiseplan stand stets das gleiche, ein gemischter Mageninhalt aus Fisch und Schleim. Dieser wurde zunächst ans Tageslicht und dann schnurstracks weiter in den Piepmatz-Schnabel befördert.
Schnorcheln in der Lagune
Wir sammelten alles nötige zusammen und machten uns direkt auf den Weg zur Lagune, um eine erste Runde zu schnorcheln. Flossen an, Taucher-Brille auf und ab ging’s ins Wasser. Nur wenige Meter weit gestrampelt, waren wir schon mittendrin: Die erste Schildkröte kreuzte unseren Weg, eine Gruppe Falterfische spickte zwischen den Korallen hervor.
Es dauerte auch nicht lange, bis plötzlich und mit Schwung der erste Hai auf uns zu kam. Auch wenn man weiß, dass die meisten dort am Riff lebenden Haie ungefährlich sind, bereitet es doch einen gewissen Nervenkitzel, wenn man von den Korallen aufschaut und plötzlich ein zwei Meter Hai in nächster Nähe auftaucht. Doch alles lief glatt, das Tier drehte kurz vor uns ab und verschwand nach wenigen Augenblicken auch wieder hinter der nächst größeren Koralle.
Wir verbrachten diesen und die folgenden Tage zum größten Teil im Wasser. Neben den diversen Aquarium-Fischen fanden wir Riesenmuscheln, einige Rochenarten und dutzende Schildkröten in verschiedensten Größen. Die Unterwasserwelt ist hier so belebt, dass man nur wenige Meter ins Wasser geht und schon mitten im Getümmel ist.
Ein absolutes Highlight überraschte mich am Tag des Abflugs, kurz bevor ich meine letzte Schnorcheltour beendet hatte: Im flachen Wasser der Lagune kreuzte unerwartet ein Mantarochen meinen Weg, begleitet von einigen Schiffshalterfischen. Eine atemberaubende Begegnung mit viel Glück, denn die Rochen sind eigentlich eher in den tieferen Gewässern unterwegs. Doch so schnell wie er aufgetaucht war, so schnell war er auch wieder verschwunden. Der Mantarochen schwamm Richtung offenes Meer und meine Versuche hinterher zu strampeln scheiterten kläglich an seiner Geschwindigkeit.
…und was ist mit tauchen?
Interessante Tauchspots gibt’s hauptsächlich an der Südseite von Lady Elliot Island und Touren dorthin werden mehrfach am Tag angeboten. Allerdings ist das Schnorcheln hier so ergiebig, abwechslungsreich und spannend, dass wir – als Open Water Diver – auf Tauchgänge komplett verzichtet haben. Wir konnte uns ohne große Anstrengung so satt sehen, dass wir letztendlich überhaupt keinen Grund mehr dazu hatten uns in die Taucherausrüstung zu stecken.
Verpflegung
Im Preis inbegriffen ist Frühstück und Abendessen in einem großen Speisesaal mit Veranda. Mittagessen könnte man individuell bestellen, finde ich aber aufgrund des Umfangs der anderen Malzeiten überflüssig. Zum Frühstück gab’s Brötchen, Ei-Variaten, Bacon, englisches Frühstück mit Bohnen und Würstchen, Marmeladen, Cornflakes und unfassbar viel mehr. Das Buffet am Abend war immer abwechslungsreich und nochmal besser als das schon wunderbare Frühstück: Kangaroo-Steaks und Rinderfilet vom Grill, frischen Fisch, Pasta, Salate und auch immer noch was für den Dessert-Magen. Kurz gesagt, die Verpflegung war ausgezeichnet.
Nach vier Tagen Lady Elliot Island hieß es dann Abschied nehmen. Eingecheckt in einer kleinen Propeller-Maschine holperte wir auf dem Rollfeld rum und machten uns Startklar. Die Start- und Landebahn ist eine lange Wiese, das macht das Abheben etwas abendteuerlich. Von oben konnten wir nochmal einen guten Blick über die Insel und die Lagune werfen, bevor uns der Pilot schließlich zurück nach Harvey Bay brachte.
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