• Reisebericht Lofoten

12. Juli 2012

Mit Müsli starten wir in den Tag der so einige Überraschungen bieten wird. Die Tagesetappe soll heute nur kurz 600 Höhenmeter über einen Bergkamm und anschließen flach bis zum laut Zeitungsmagazinen schönsten Strand Europas führen. Da wir den Einstieg zum Berg auf dem Hinweg nicht gesehen haben, laufen wir nicht den Weg im Tal sondern schräg hoch in der Hoffnung bald irgendwann auf einen Pfad zu stoßen. Durch das kniehohe Gewächs sieht man nicht wirklich wo man hintritt und anstrengend ist es sowieso, eine scheiß Idee. Nach einer halben Stunde finden wir tatsächlich einen Weg der uns den Berg hoch führt, wo wir eine super Aussicht genießen die durch ein paar tief fliegende Wolken gekrönt wird. Der Blick ins Tal zeigt uns offenbar einen Fjord sowie die Hütte, an der wir vorbeikommen sollen; der Weg scheint klar. Die Steinmarkierungen sind etwas anderer Meinung und wollen dass wir am Bergkamm noch weiter hoch steigen, was für uns aber wenig Sinn macht, denn wir müssen ja runter… also kämpfen wir uns lieber geradeaus.

Als wir nach 15 Minuten noch immer ohne einen Weg sind werfen wir nochmal einen Blick auf die Karte, die ist offensichtlich wieder falsch, denn wir hätten den Weg sehen müssen. Macht aber nix, Wege sind langweilig, besser Luftlinie runter, 600 Höhenmeter direkt durch meterhohe Büsche, Bäume und hohes Gras bis wir am Wasser ankommen. Dort am Ufer entlang bis zur besagten Hütte, die wir lustigerweise nur schwer finden und die zu allem Überfluss auch noch abgeschlossen und verfallen ist. Kurzer Blick auf die Karte, einer in die Umgebung.. doch, wir sind richtig, die Karte ist nur veraltet. Wir verzichten auf die Pause und wollen um den Berg rum wo dann eine Straße anfangen soll. Einen Weg gibt es nicht und die Vegetation gibt einem das Gefühl sich durch Vietnam zu kämpfen… leider haben wir keine Machete dabei (Raphi hat garantiert eine im Rucksack aber ist zu faul sie rauszuholen). Nach mühsamen 20 Minuten haben wir freien Blick auf das was noch kommen soll und müssen feststellen, dass da keine Straße ist und auch niemals gewesen sein kann, denn die Berge sind deutlich zu steil. Hm, Ratlosigkeit.

Also doch nochmal auf die Karte geschaut… Raphi: „Wir Vollpfosten!“. Ja, das triffts. Wir sind völlig falsch! Wir sind nicht am Fjord, sondern an einem See. Der hat zwar in etwa die gleiche Form wie der Fjord, die Gegend und die Hütten passen auch sonst wunderbar wie es die Karte sagt, ändert aber alles nichts daran dass wir auf der falschen Seite des Bergkamms abgestiegen sind – abturn!

Es ist daher nicht weiter verwunderlich dass wir keinen Weg gefunden haben und die Hütte abgeschlossen ist. Um nicht den ganzen Kram wieder zurück laufen zu müssen, versuchen wir einige Zeit einen direkten Weg zwischen den Bergen durch zu finden, was natürlich fehlschlägt und uns nochmal viele Höhenmeter und etwas Kletterei beschert. Zu dem Zeitpunkt ist klar, heute wird der Snickerskonsum stark steigen. Wir entscheiden uns jetzt, also viel zu spät, mehr oder weniger den gleichen Weg zurück zu laufen und dem markierten Weg zu folgen. Also wieder hoch, 600 Höhenmeter einen jetzt wirklich steilen Berg durch Gebüsch und hohes Gras in dem sich wirklich widerliche Spinnen tummeln. Mit meiner Kraft bin ich schon so gut wie am Ende, es geht auf allen Vieren den Berg rauf. Oben angekommen stellen wir fest, dass uns unser kleiner Ausflug 4 Stunden und rund 1500 Höhenmeter hoch und runter gekostet hat.

Ab jetzt geht es erst mal nur noch Berg runter. Das Wetter ist auch okay, da freuen sich natürlich die Mücken und schon zieht jeder von uns eine Fliegenwolke hinter sich her. Ich hoffe auf ein paar Snacks und frisches Obst an der Hütte, doch als wir unten angekommen das nächste Problem: Es gibt hier nicht nur eine Hütte sondern zehn, die Pennhüte ist weder ausgeschildert noch erkennbar. Wir können nicht stehenbleiben, da uns sofort die Mücken angreifen, also laufen wir wieder ohne Pause weiter. Ab dort geht es einige Kilometer die Straße entlang bevor wir wieder auf den Track kommen, noch circa vier Kilometer bis zum Strand. Natürlich geht es nicht geradeaus sondern ständig bergauf und bergab. Meine Hirnaktivität beschränkt sich mittlerweile auf eine To-Do Liste bei Rückkehr in die Zivilisation die exakt aus Burger King und Dönerladen aufsuchen besteht. Den Weg stolpere ich nur noch entlang, koordiniertes laufen sieht anders aus, Tunnelblick. Nach einer Ewigkeit (1,5 Stunden) treffe ich wieder auf Dr. Kondition Rahpi: wir sind am Strand angekommen. Der Blick ist überwältigend, die Berge werden von der tiefstehenden Sonne angestrahlt und weit draußen auf dem Meer hängen tiefe Wolken. Ich hole tatsächlich meine Kamera raus – das will was heißen zu diesem Zeitpunkt. Ich mache ein paar Bilder, dann stolpern wir den restlichen Weg runter durch die Schafsherde durch und suchen einen Zeltplatz. Meine Befürchtung, dass sich einige Wolken vor die Sonne schieben und das Lichtspiel schnell vorbei ist bewahrheitet sich und so war‘s das leider schon mit Fotos für diesen Tag. Ich bin sowieso viel zu fertig, baue mein Zelt auf, hau mich rein und mache einfach Garnichts mehr. Zum Glück kocht Raphi für uns, Spagetti mit Tomatensoße und Thunfisch. Noch schnell essen und schon falle ich ins Bett, keine Stelle am Körper tut nicht weh, am schlimmsten hat‘s die Schulter und Beine erwischt. Zu allem Überfluss gibt es hier kein Süßwasser, dafür müsste man 20 Minuten bis auf die andere Seite der Bucht laufen.

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